Wer im Winter nicht nur zum Spazierengehen, Laufen und Wandern draussen ist, sondern im Freien arbeitet und auch stehen oder sitzen muss(Jäger, Förster, Tätigkeiten beim Vermessen Holzmachen etc.) der wirdschnell merken, dass einfache Leder- oder Gummistiefel auch mit noch so dicken Socken beim Ruhen zu kalten Füssen führen.Ist der Fuss erst einmal kalt und verengen sich die Gefässe um Wärme zu sparen (Spastik) so werden die Füsse auch beim Laufen im ungünstigsten Falle nicht mehr warm. Wer nun nicht ins Warme kann, dem drohen Erfrierungen an den Zehen.
Um im Winter draussen entspannt arbeiten und leben zu können benötigt man Stiefel, die eine solche Isolationsreserve besitzen, dass man auch mit verschwitzten Füssen ruhen kann ohne kritischen Wärmeverlust zu erleiden. Hervorragend sind Fellstiefel, die aber hierzulande nicht leicht erhältlich sind.
Im Ausrüstungsladen kann man dagegen heute vielerlei Winterstiefel mit Filzinnenstiefel kaufen. Diese sind alle mehr oder weniger warm. Es gibt allerdings einige Unterschiede in der Qualität, die zu beachten sind.
Billige Kältestiefel sehen fast genau so aus wie die hochwertigen Stiefel. Sie sind allerdings nicht aus Naturkautschuk aufgebaut sondern aus Mineralölgummi gegossen. Dies bedeutet, dass bei der Alterung (diese hängt von UV-Strahlung und Temperatur ab, setzt bei billigen Stiefeln schon nach einem halben Jahr ein) entstehende Schrumpfrisse von aussen nach innen ohne Hindernis durchreissen können, da die Moleküle ja durchgehen. Es bildet sich also schon nach ein oder zwei Jahren ein Riss. Der Stiefel wird undicht.
Gute Stiefel sind aus Naturkautschuck "aufgebaut". Dies bedeutet, dass das Fussteil aus mehreren Lagen hergestellt wird, die überlappend und übereinander geklebt werden. Damit ergeben sich Material-oder Schichtgrenzen. Wenn nun vom äusseren Rand ein Schrumpfriss nach innen wandert stösst er auf eine Schichtgrenze und wandert nicht durch, da die untere Schicht zunächst keine Schrumpfrisse bildet und wenn, dann nicht genau an der gleichen Stelle.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Sorelstiefeln aus Kanada gemacht. Leider hat Sorel mehrfach den Besitzer gewechselt und die alten Modelle sind nicht mehr zu haben. Die Gummimischung und -qualität der alten Stiefel war legendär, mein erstes Paar Sorel hat erst nach 23 Jahren Risse bekommen. Meine zuletzt gekauften haben aber auch noch 14 jahre gehalten bis die ersten Risse auftraten. Ein sehr gutes Ergebnis!!
Wichtig: Die Angaben der Hersteller zur Kältebelastung sind völlig übertrieben. Der Schutz ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wenn ein Hersteller für einen durchschnittlichen Kältestiefel -25°C angibt, so ist dieser Wert für gesunde Männer mit trockenen Füssen und warmer, trockener Kleidung zutreffend, so dass sie gerade keine Erfrierungen bekommen. Wenn Sie allerdings mit nass geschwitztem Rücken, kalten Händen und feuchten Füssen eine Pause machen oder im Stehen arbeiten, so können Sie schon bei -10° C in einem durchschnittlichen Stiefel kalte Füsse bekommen. Ein realistischer Wert für alle Lebenslagen ist -10 bis -15 Grad für die Stiefel mit 9mm Einlage und-12 bis -25 Grad für die dicken Stiefel mit 13 bis 15 mm Innenstiefel. Wer bei minus 35 ° draussen nicht nur Laufen sondern auch Sicherheit vor Erfrierungen beim Rasten und Lagern haben möchte, der sollte sich nach speziellen Stiefeln umsehen, wie sie von den Mushern in Kanada und Alaska getragen werden. Sie sind deutlich höher und haben eine dickere Isolationsschicht. Sehr gut sind auch kniehohe Filzstiefel der Nomaden in Asien.
Dies ist ein Sorel Mark V von 1990 (!!!) in unglaublicher Gummiqualität. Die Gummiwand ist trotz des hohen Alters und vieler Einsätze erst nach 23 Jahren brüchig geworden!! Ein unglaubliches Ergebnis, da Stiefel aus Naturkautschuk selbst bei regelmässiger Pflege mit Talcum üblicherweise nach vier bis 8 Jahren brüchig werden. Schlechte Gummistiefel werden bereits nach eineinhalb Jahren brüchig. Der Sorel Mark V hat einen etwa 9 mm dicken Filzstiefel aus reiner Wolle. Der Filzstiefel ist mittlerweile unten recht zusammengedrückt und nicht mehr so warm wie zu Anfang. Es ist immer noch ein sehr guter Allroundstiefel.
Der Sorel Mark V hatte eine extrem grobe Vibramsohle, die heute leider nicht mehr zu haben ist. Sie ist sowohl im Schnee als auch aus Gesteinsboden sehr griffig.
Der Sorel Dominator ist ein extremer Kältestiefel, der die Leistung der momentan überall erhältlichen Stiefel deutlich übetrtrifft. Er hat einen besonders dicken Filzinnenstiefel von etwa 13 mm Stärke.
Die Sohle besteht aus weichen Gumminoppen, die wohl auf gefrorenem Schnee bessere Reibung bieten als die harten Gummimischungen. DerAbrieb auf Asphalt ist dementsprechend höher.
Der Sorel Dominator hat einen besonders aufwändigen Aufbau, um eine bessere Isolationsleistung zu erreichen als die leichteren Kältestiefel: Er hat zwei Einlegesohlen, eine im Filzstiefel zur Schweissaufnahme, die man leicht herausnehmen kann. Eine zweite Sohle, die die eigentliche Isolation übernimmt, liegt unter dem Filzstiefel. Folglich hat man im Dominator einen etwas schwammigen Gang, man läuft wie auf einem Teppich. Dafür ist die Isolation nach unten zum gefrorenen Untergrund hervorragend!!