Zunächst eine grundsätzliche Bemerkung:

Alle Angaben sind aus jahrelanger eigener Erfahrung in den Bergen und in Wildnisgebieten abgeleitet und nicht aus Katalogen abgeschrieben. Viele Warnhinweise stehen in direktem Zusammenhang mit Vorkommnissen bei früheren Lappland-Exkursionen und sind also durchaus ernstzunehmen. So kamen tatsächlich immer wieder einzelne Teilnehmer nach Lappland, denen Wanderschuhe, Regenhose, Mückenschutz, regendichtes Zelt, warmer Schlafsack oder warmer Pullover fehlten.

Es hat niemand der Beteiligten bleibende Schäden erlitten, die psychische und körperliche Belastung war allerdings sichtbar und aus meiner Sicht völlig unnötig, da vorher auf alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände hingewiesen wurde! Unser Motto:

Es geht nicht darum, ein Überlebenstraining mit spartanischer Ausstattung zu absolvieren! Es geht uns vielmehr darum, die subarktische und boreale Landschaft mit Spaß zu erleben und das Leben in der Natur zu genießen!! Dies ist nur mit adäquater Ausrüstung möglich. Wer es warm hat, fühlt sich wohl, wer friert, ist in der Regel nicht in der Lage Spaß zu empfinden. Wir hatten bei der Abisko-Exkursion 2001 an zwei Augusttagen nur 2 – 3 °C.

Ausrüstung (siehe auch "Ausrüstungsforum")

  1. Regensicheres Zelt (Außenzelt bis auf den Boden reichend), Wasserdichtigkeit vorher unbedingt prüfen!! Nahtdichter ist im Ausrüstungsladen erhältlich. Genügend Reepschnur zum Abspannen bei Wind mitnehmen.
  2. warmer Schlafsack (effektiv bis –5°C, d.h. wenn der Sack neu bis –5 °C ausgelegt war und nun 8 Jahre alt ist reicht das heute nicht mehr!!). Am besten Schlafsack vorher bei Minusgraden testen!! Ein Daunenschlafsack ist leichter und wärmer als ein Kunstfaserschlafsack. Als Richtwert kann man davon ausgehen, dass ein neuer Daunenschlafsack für eine Lappland-Tour incl. Gebirge mindestens 600 Gramm, besser 750g Daune enthalten sollte. Wenn der Schlafsack schon acht oder zehn Touren auf dem Buckel hat darf er auch 800-1000 Gramm Daunen enthalten. Ein Daunenschlafsack sollte auf der Oberseite zwischen Innen- und Außenhaut ein mehr als 8 cm dickes Daunenpolster (am besten mehr als 10cm) aufweisen, damit man sich bei Temperaturen um 0°C richtig wohlfühlt. Bei Kunstfaser reicht eine geringere Schichtstärke, da sie im feuchten Zustand nicht so zusammenklebt wie Daune. Wenn beim Daunenschlafsack auf der Oberseite schon Bereiche ohne Füllung fühlbar sind, so empfiehlt sich der Gang zum Ausrüstungsladen. Man kann alte Schlafsäcke auch nachfüllen.
  3. geschlossenzellige Isomatte mit mindestens 1 cm Stärke oder Thermarestmatte (vorher auf kaltem Boden ausprobieren, Flickzeug mitnehmen!!)
  4. gute Gummistiefel (Nokia, Aigle, Tretorn etc.), d.h. mit fester Sohle und Stahlgelenk o.ä. damit Steine nicht auf die Fußsohle durchdrücken.
  5. Alternativ zu Gummistiefeln können kräftige Wanderschuhe mitgenommen werden. Hier gilt aber: Alle Wanderschuhe, auch gebrauchte Goretex-Wanderschuhe feuchten bei Regenwetter an den Schwachstellen irgendwann durch: das Leder quillt und Goretex ist bei Druckeinwirkung wegen Kapillarwirkung nicht dauerhaft dicht. Grundsätzlich gilt: Schuhe mit möglichst wenig Nähten verwenden, Ziernähte erleichtern das Eindringen von Wasser. Im Falle von Treckingschuhen keine mit Cordura oder anderem Nylonzeug auf dem Oberschuh nehmen, da hier bei Belastung und Druckeinwirkung immer Wasser eindringt, auch bei Goretexbeschichtung!! Nur Schuhe mitnehmen, die GANZ aus Leder gemacht sind. Bei Verwendung von Wanderschuhen besteht die einzige Möglichkeit, das Eindringen von Wasser hinauszuzögern darin, die Schuhe regelmäßig mit Lederwachs einzureiben. Also unbedingt Lederwachs kaufen (z.B. in Läden für Reitbedarf) und in einer Dose mitnehmen. Eine sehr gute Lösung bietet die Firma Lundhags: sie bieten eine Art Überziehhüllen für Wanderschuhe aus festem PVC mit kräftiger Sohle, die bei Bedarf (z.B. im Moor) über die Wanderschuhe gezogen werden. Z. B. erhältlich bei „www.globetrotter.de“.
  6. Turnschuhe (oder Teva-Sandalen) zum Durchwaten von Flüssen.
  7. Teleskopstöcke zur Entlastung der Knie und zum Durchwaten von Flüssen. Alternativ kann vor Ort ein Holzstock zugeschnitten werden.
  8. wasserdichte Regenjacke, auch hier gilt wie beim Schlafsack: eine 10 Jahre alte Jacke leistet heute nicht mehr das gleiche wie im Neuzustand. Vorher testen! Goretex ist am besten, Sympatex atmet weniger und geht bei starker mechanischer Belastung leichter kaputt.
  9. Regenhose, möglichst so weit, dass man sie mit Stiefeln an- und ausziehen kann. Bei Wind und Regeneinwirkung reicht ein Poncho als Regenschutz nicht aus. Im Gebirge ist Wind recht häufig anzutreffen!! Eine Regenhose dient auch als Kälteschutz, wenn man bei niedrigen Temperaturen rastet oder abends herumsitzt.
  10. Wenn kein Poncho mitgenommen wird braucht man eine wasser- und sturmfeste Rucksackhülle. Kann man aus Müllsäcken auch selber bauen.
  11. Anstelle einer Regenjacke kann auch ein guter Kraxenponcho benutzt werden. Unbedingt vorher ausprobieren ob er über den vollgepackten Rucksack reicht. Man kann z.B. auch einen Bundeswehr-Poncho verwenden. Ein Poncho kann bei Regenwetter mit vier Reepschnüren auch als kleines Dach aufgespannt werden.
  12. Keine Baumwollsocken mitnehmen!! Baumwolle saugt sich voll, wird stark verdichtet, schabt nass am Fuß wie Sandpapier und gibt gräusliche Blasen!!!. Nur Wollsocken oder Mischware (Wolle/Poly. etc.) mitnehmen
  13. Unterhemden: Zum Wandern am Oberkörper keine Baumwolle anziehen. Baumwolle saugt sich voll, wärmt nass nicht und wird bei 4-8°C und 95%  rel. Luftfeuchte nie wieder trocken. Nur Wollunterhemden (z.B. Ullfrottee aus 60%Merino/40%Poly) oder Synthetikhemden (z.B. Polartec, Capilene, Polyester oder Polypropylen o.ä.) mitnehmen. Wolle wärmt nass am besten, und nimmt eine Zeitlang auch wasser auf. Synthetikkleider trocknen am schnellsten, da sie wenig Wasser aufnehmen. Aus diesem Grund bleibt aber auch mehr Kondenswasser und Schweiß am Rücken wenn wegen der Regenjacke die Abdampfung behindert ist. Man fühlt sich mit Kunstfaserunterhemd beim Wandern im Regen also zunächst nasser als im Wollunterhemd.
  14. Pullover: Mindestens zwei warme Fleecepullis oder Wollpullis einpacken!!! Es kann in jeder klaren Nacht Frost geben und bei Regenwetter freut man sich abends wenn man den nassen Pulli gegen einen trockenen tauschen kann. Strickpullis sind ungünstig, da sie wegen der kompakten Lagerung der Wollfasern im Zelt nur sehr langsam oder gar nicht trocknen. Wenn man Wolle mitnehmen möchte dann am besten Wollfleece-Pullis, die wie Kunstfaserfleece sehr luftig sind und schneller trocknen und auch winddichter sind als Strickpullis.
  15. Wanderhose: weitgeschnittene Hose mit vielen Taschen. Hose aus Synthetik oder Mischgewebe (z.B. G-1000) oder bei kaltem Wetter Wolle. Keine Jeans mitnehmen. Jeans hindern beim Laufen im Gelände, wärmen nass nicht und trocknen auch in der Wärme nur langsam, in der Kälte bei 95% Luftfeuchtigkeit gar nicht.
  16. Mückendichte Kleidung: Stechmücken haben einen mehrere Milimeter langen Stechrüssel. Damit bohren sie beharrlich durch jegliche weiche Kleidung hindurch. Die G-1000-Hosen und –Jacken von Fjällräven sind mückendicht und leicht. Auch alte Baumwollmischgewebeanoraks sind mückendicht. Es empfiehlt sich generell, darauf zu achten dicht gewebte Kleidung mitzunehmen. Oft ist eine Mückenattacke ja mit warmer Witterung gepaart. Man kann dann entweder im T-Shirt herumlaufen und sich milimeterdick Autan auf die Arme schmieren. Optimal ist dagegen ein leichter, mückendichter Baumwollmischgewebe-Anorak oder Kunstfaseranorak. Zur Not tuts auch die Regenjacke, darin schwitzt man unter Umständen aber beträchtlich.
  17. Fingerhandschuhe oder dünne Fäustlinge für kalte Stunden im Gebirge.
  18. Mütze: der Wärmeverlust über den Kopf ist bei Wind und Temperaturen knapp über Null beträchtlich.
  19. ein dünnes Halstuch kann wahlweise auch als Sonnenschutz benutzt werden.
  20. Mückensicheres Kopfnetz!!! Für den Muddus-Nationalpark unerlässlich!
  21. Mückenspray: Zedan ist ungiftig, muss im Ernstfall jedoch alle 3-4 Minuten appliziert werden. Am besten ist es, zumindest zu versuchen, gelassen zu bleiben. Ansonsten steht es jedem frei sich mit Autan, US620 und anderen Insektenvertilgungsmitteln zu vergiften. Siehe auch „mückendichte Kleidung“.
  22. Leder-Wachs zum Imprägnieren der Wanderschuhe
  23. Trangia Sturmkocher oder anderen Kocher. Achtung: In Schweden ist Spiritus überall erhältlich, Benzin dagegen nicht!  Folglich hat der  Trangia-Spirituskocher  bei  Sommer-Wanderungen in Schweden Vorteile.  Bei Wintertouren ist ein Benzinkocher wegen der höheren Wärmeabgabe besser, bei Herbsttouren bis -3 oder -4°C reicht ein Spirituskocher aber noch aus.
  24. stabile Flasche (Sigg aus Alu) für den Brennstoff (Spiritus)
  25. Trinkflasche, in trockenen Sommern kommt man nicht alle 5 Minuten an trinkbarem Wasser vorbei
  26. Trockennahrung: keine Konserven!!! Möglichst wasserarme oder wasserfreie Nahrung mitnehmen. Z.B. Müsli (incl. Milchpulver!!), Reis, Nudeln, Graupen, Hirse, Grünkern, Linsen etc. Als Beilage nicht nur Tütensoßen sondern z.B. Salami, Speck, Trockengemüse (kann man auch selber machen: Zwiebeln, Paprika, Bohnen, Karotten, Pilze etc.). Wichtig ist auch Fett! Man kann z.B. in einem Plastikfläschchen Olivenöl mintnehmen. Außerdem Schokolade, Kekse, Trockenobst u.s.w. Wichtig: Abwechslung im Essen stärkt die Moral bei einer Wanderung, schlechtes Essen kann bei schlechtem Wetter dagegen den Ausschlag zum moralischen Absturz geben!!! Erfahrungsgemäß freut man sich bei einer Wanderung in schlechtem Wetter den ganzen Tag auf das Essen, also unbedingt erfreuliche Nahrungsmittel einpacken!!!
  27. detergentienfreie Zahnpasta (z.B. Solezahnpasta von Weleda)
  28. Lavaerde/Tonerde: bei 30 Exkursionsteilnehmern ist es unverantwortlich, sich mit Seife zu waschen. Die Detergentien werden in der Subarktis nur langsam abgebaut, so dass über Wochen Schaumkronen auf den Gewässern bleiben. Da man in Lappland für die Trinkwasserversorgung meist auf Oberflächengewässer angewiesen ist, sollten diese so wenig wie möglich belastet werden. Daher sollte sich jeder Tonerde besorgen, mit der man sich genauso gut reinigen kann (ebenso die Haare).
  29. Sonnenschutz: je nach Wetterlage kann Sonnenschutz vor allem im Gebirge erforderlich sein, also besser etwas Sonnencreme einpacken.
  30. Messer, Löffel, Blechtasse/Plastiktasse
  31. Genügend Plastiktüten oder Packsäcke mitnehmen um bei Regenwetter empfindliche Teile gegen Wassereinbruch im Rucksack zu schützen.
  32. Rucksack: Nur Rucksack mit Hüftgurt verwenden. In der Regel braucht man einen Rucksack mit mindestens 65-70 Liter Volumen. Die Nähte an den Schultergurten müssen strapazierfähig sein. Der Hüftgurt sollte gut gepolstert sein und im Idealfall beweglich sein. Es ist wichtig, den Rucksack vor der Reise mit vollem Gepäck zwei bis drei Stunden zu testen. Viele Beschwerden treten erst nach ein paar Stunden auf. Außengestellrucksäcke sind im Zug sehr sperrig, sind aber bei großen Lasten viel steifer als Innengestellrucksäcke. Nur gute Außengestellrucksäcke mitnehmen, auf keinen Fall einen alten Tramperrucksack mit billigen Materialverbindungen.